Schriftliches Feedback kann dem Empfänger / der Empfängerin Aufschluss geben darüber, wie sein Verhalten, seine Leistung oder sein Produkt beim Gegenüber angekommen ist. Beim Lehren gehört es ebenso selbstverständlich dazu (Beurteilungen von Präsentationen, Prüfungen, Rollenspielen, Gruppenarbeiten, Disziplin) wie beim Führen (Beurteilungsgespräch, Führungsgespräch). Das beginnt bereits beim Schulkind mit dem Smiley-Aufkleber auf einem Arbeitsblatt, geht weiter mit der Fleiss- und Betragensnote im Schulzeugnis und endet beim ausformulierten Arbeitszeugnis für Mitarbeitende einer Firma.
Schriftliche Rückmeldungen zum Verhalten
- Bei Soft Skills sind alle Beurteilungs- und Rückmeldungskriterien auf beobachtbares Verhalten zu beziehen. Die Bewertung von charakterlichen Merkmalen ist zu vermeiden.
- Sowohl in Schule wie Beruf sind die Kriterien auf das Umfeld, die aktuelle Situation, die Aufgaben und Rollen abzustimmen und die persönliche Situation der Beteiligten einzubeziehen.
- Die Selbsteinschätzung der beurteilten Person sollte zwingend ebenfalls schriftlich, basierend auf den gleichen Kriterien, eingeholt werden.
- Die Differenzen zwischen Selbst- und Fremdeinschätzung sollen ausführlich persönlich besprochen werden.
Kompetenzraster sind in diesem Zusammenhang eine grosse Hilfe. Sie liefern zu einem Kriterium beobachtbares Verhalten auf unterschiedlichen Entwicklungsstufen, so dass sich sowohl die Selbst- wie auch die Fremdeinschätzung an den gleichen Beschreibungen orientieren kann.
Schriftliche Rückmeldungen zur Leistung
Leistungsprüfungen (schriftlich, mündlich, praktisch, Tests, Klassenarbeiten etc.) werden üblicherweise durch die Lehrperson korrigiert und benotet (siehe Leistungsbeurteilung). Weit verbreitet ist der Irrtum, mit einer Rückgabe der benoteten Arbeit sei die Leistungsbeurteilung erledigt. Da mit der Benotung / Bewertung der inhaltlichen Leistung nur ein kleiner Ausschnitt der Leistung gewürdigt wird, sollte unbedingt eine Leistungsbesprechung anschliessen.
Ein solches Feedback zur Leistung kann umfassen:
- Fortschritte (was ist besser / schlechter im Vergleich zu früheren Leistungen?)
- Vorgehen / Prüfungstechnik (welche Aufgaben wurden zuerst gelöst? Warum?)
- Grundsätzliche Missverständnisse / Wissenslücken (wo habe ich etwas grundlegend nicht verstanden? Wo habe ich bloss etwas vergessen?)
- Sorgfalt / Flüchtigkeitsfehler
- Einsatz und Ausdauer
- Berücksichtigung der Vorgaben / Formales
Schriftliche Rückmeldung zum schriftlichen Kompetenznachweis
Wenn eine Ausbildung mit einer Projektarbeit oder einer Diplomarbeit abschliesst, braucht es zwingend eine Wegleitung zu schriftlichen Arbeit. In dieser Wegleitung sind die verlangten Kriterien, der Zeitrahmen, die Rahmenbedingungen etc. festgehalten. An dieser Wegleitung hat sich auch die Bewertung zu orientieren. Folgende Kriterien haben sich als hilfreich erwiesen (wobei die Wegleitung präzisiert, auf welchem Niveau diese Kriterien erfüllt sein müssen):
- Beschreibung der Ausgangslage
- Fragestellung
- Zielsetzung der Arbeit
- Praxisbezug, konkretes Forschungsfeld
- Vorgehen zur Beantwortung der Fragestellung
- Einbezug von Theorie / Wissenschaftlichkeit
- Persönlicher Bezug zum Thema / Identifikation
- Evaluation / Auswertung
- Formales: Umfang / Quellennachweise / Inhaltsverzeichnis
- Gliederung: Kapitel / Überschriften
- Summary / Schlüsselerkenntnisse
Wenn es sich um ein Portfolio handelt, wird die Beurteilung noch etwas komplexer, siehe Portfoliobeurteilung.
Regeln für schriftliche Feedbacks
Inhaltlich gelten natürlich dieselben Regeln wie für mündliches Feedback. Speziell zu beachten ist:
- Die Beurteilungskriterien müssen vor der Bewertung und dem Feedback allen Beteiligten schriftlich vorliegen.
- Der beurteilten Person sollte die Möglichkeit zur Selbsteinschätzung gegeben werden.
- Der Beobachtungszeitraum und die Beobachtungssituation sind präzise zu umschreiben und einzuhalten (es dürfen keine weit zurückliegenden Beobachtungen oder aussenliegende Situationen formuliert werden).
- Schriftliches Feedback ist grundsätzlich wohlwollend und verhältnismässig abzufassen.
- Positive Aspekte sollen umfassend und deutlich formuliert werden (ressourcenorientiert).
- Defizite sollen entsprechend ihrer konreten Tragweite im beobachteten Zusammenhang formuliert werden.
Verwandte Beiträge und weiterführende Links
Lesen Sie auch das Kapitel 7 im Buch Lehren kompakt II, S. 111 ff. (wie Lernbereitschaft entsteht)
150 Verhaltensweisen auf drei Entwicklungsstufen beschrieben finden Sie im Buch Soft Skills fördern.