Von Ruth Meyer, aus dem Buch "Soft Skills fördern - Strukturiert Persönlichkeit entwickeln", Kapitel 4.1

Damit Kommunikation gelingt, ist es hilfreich, zu verstehen, wie Kommunikation abläuft und welches die häufigsten Quellen von Missverständnissen sind. Häufig ist es so, dass die Beteiligten erst im Verlaufe eines Gesprächs genau das ausdrücken können, was sie eigentlich meinen. Es kann nicht davon ausgegangen werden, dass die erste gesendete Botschaft die richtige ist und auch automatisch richtig verstanden wird, es braucht immer wieder aufmerksames Nachfragen, um zu verstehen. Dazu müssen die Beteiligten in der Lage sein, zu klären, ob sie die Situation gleich sehen, verschiedene Ebenen einer Aussage zu erkennen, den eigenen Anteil an Missverständnissen zu verstehen und damit auch selbst­ kritisch auf vermeintlich selbstverständliche Interpretationen zu achten sowie ein Gespräch zu unterbrechen und neu aufzunehmen, wenn es in eine Sackgasse geführt hat.

Gemeinsames Situationsverständnis klären

Kommunikation findet zwischen Sender und Empfänger statt und ist anfällig für Miss­verständnisse. Es ist deshalb wesentlich, dass gleich zu Beginn die Ausgangslage und der Kontext geklärt werden, damit alle vom Gleichen sprechen. Dieser Konsens muss auch während eines Gesprächs (ob Sitzung oder Schulung oder zwanglose Unterhaltung) immer wieder hergestellt werden.

Botschaften verstehen

Jede Aussage trägt eine Botschaft mit sich. Sowohl verbale wie körpersprachliche Äusse­rungen können neben dem Inhalt auch etwas über die sprechende Person selbst, über die Beziehung (und Rolle) der Beteiligten aussagen oder aber etwas darüber, was die spre­chende Person als Reaktion erwartet. So verstecken sich hinter der Frage "Wann gibt es etwas zu essen ?" womöglich die folgenden vier Botschaften: die Frage nach der Uhrzeit (Sachinhalt), dass ich Hunger habe (Selbstoffenbarung), dass ich etwas zu essen gemacht haben möchte (Aufforderung) oder dass ich erwarte, bekocht zu werden (Beziehung). Was gesagt wird, was damit gemeint wird und welche Botschaft aufgefasst wird, kann dabei widersprüchlich sein. Es ist daher ein großer Vorteil, wenn die vier Aspekte einer Botschaft getrennt werden können.

Den eigenen Anteil erkennen

Was wir wahrnehmen, löst in uns Vermutungen und Interpretationen aus. Diese Vermu­tungen oder Interpretationen werden bewertet, und entsprechend fällt unsere Reaktion aus. Unser Gegenüber nimmt unser Verhalten wahr und durchläuft den gleichen Kreis. Wenn eine Person sich nun sehr sicher ist, was der andere eigentlich meint und die eigenen Interpretationen unhinterfragt als Wahrheit nimmt, eskaliert das Gespräch wahrscheinlich schnell. Denn die eigenen Interpretationen sind nicht zwangsläufig richtig. Es geht hier darum, das Eigene in Form von Ich­-Botschaften auszudrücken und dem andern die Freiheit zu lassen, sich selbst über sich auszudrücken.

Selbstverständliches in Frage stellen

Die eigenen Interpretationen werden im Allgemeinen für selbstverständlich und richtig gehalten. Selten wird erkannt, dass das, was die andere Person an Werten vertritt, einen ebenso positiven Gehalt hat wie das Eigene.

Klärende Gespräche initiieren

Wenn ein Gespräch in einen Kreislauf von gegenseitigen Vorwürfen gerät, ist es besser, eine Pause einzulegen. Um wieder konstruktiv neu anfangen zu können, braucht es dann die Fähigkeit, nochmals offen auf die andere Person zuzugehen und ihre Bereitschaft zu einem Neuanfang anzufragen. Zum neu vereinbarten Zeitpunkt kann das Gespräch mit Hilfe von Türöffnern konstruktiv wieder in Gang gebracht werden.