Im Zusammenleben, beim gemeinsam Lernen und arbeiten, spielt Feedback eine wichtige Rolle. Das gegenseitige Rückmelden der eigenen Eindrücke - also das Geben und Annehmen von Feedback - unterstützt die Klärung und Verbesserung der Beziehungen. Unter Feedback wird in diesem Zusammenhang Folgendes verstanden: Ich sage Dir, wie etwas von Dir bei mir angekommen ist, was ich gesehen oder gehört habe und was das mit mir macht. (Dass viele Menschen glauben, ein Feedback beinhalte eine objektive Kritik oder eine Zurechtweisung, ist ein Irrtum. Ein Feedback ist immer subjektiv.)

Etwas anders stellt sich die Situation für Lehrpersonen dar. Ob Prüfung, Standortbestimmung oder Übung - Lernende brauchen möglichst schnell Feedback zu ihrer Leistung. Diese Rückmeldung zu geben fällt oft nicht leicht, denn der Anspruch daran ist gross. Es geht hier eben genau nicht darum, subjektive, persönliche Einschätzungen weiterzugeben, sondern das Feedback sollte zur weiteren Lernleistung motivieren und Fehler klarstellen.

Feedbackgespräch: Ablauf

Ein gutes Feedback beginnt mit einer Aufzählung derjenigen Dinge, die gut gelungen sind. Jede Leistung hat ihre positiven Seiten – und diese sollen angemessen gewürdigt werden. Der Grund dafür liegt in der Tatsache, dass jeder Mensch auf Kritik mit Abwehr reagiert und die Aufnahmefähigkeit des Beurteilten so bereits zu Beginn blockiert wird. Besonders dann, wenn der Person, die das Feedback gibt, spontan nichts Positives einfällt und sie danach suchen muss, verändert diese Suche und diese Fokussierung auf das Positive die eigene Sichtweise und befähigt zu einem angemesseneren Urteil.

Danach erst folgt die Kritik an den Fehlern oder Schwächen. Es ist hilfreich, wenn diese klar benannt werden und unmittelbar daran Verbesserungsmöglichkeiten aufgezeigt werden. Damit kann der Lernende mehr anfangen, als mit einem undifferenzierten Verriss.

Rückmeldungen können sich die Lernenden auch gegenseitig selbst geben. Untereinander sind sie oft strenger – die Lehrperson muss darauf achten, dass sich das gegenseitige Feedback ausschliesslich auf klar definierte Kriterien bezieht. Diese Kriterien können vorher gemeinsam erarbeitet werden, es ist auch hier wichtig, dass sie sich nicht auf Charaktereigenschaften beziehen und möglichst konkret sind. 

Elemente eines guten Feedbacks

Ehrlich und angemessen

Übertriebenes Lob, das sich auf unwichtige Details bezieht, und wohlwollendes Übergehen von bedeutenden Schwächen verkaufen das Gegenüber für unfähiger, als es ist. Herumhacken auf nebensächlichen Fehlern und Nichtwürdigen der Stärken demotivieren unmittelbar und können oft nicht mehr ausgebügelt werden. Jugendliche beklagen sich dann lautstark darüber, dass die Lehrperson nicht gerecht, sondern parteiisch sei. Hier ist also grösste Präzision gefordert

Erfolgsorientiert / Ressourcenorientiert

Wenn Lehrpersonen eine Prüfung oder eine Lernerfolgskontrolle gemacht haben, sollten sie für das Feedbackgespräch vor allem nach den Erfolgen, nicht nach den Defiziten suchen. Denn die Erfolge motivieren zum Weiterlernen. Dasselbe gilt in Mitarbeiterbeurteilungsgesprächen sinngemäss. Wir reden hier von Ressourcenorientierung und meinen damit, dass wir davon ausgehen, was ist und nicht zuerst nach Defiziten suchen.

Wahrnehmung und Interpretation auseinanderhalten

Beim Feedback sind die Wahrnehmungen die wertvollen Rückmeldungen. Wahrnehmungen sind das, was Sie

  • hören
  • sehen
  • riechen
  • schmecken
  • tasten

können, sowie ihr eigenes Gefühl. Sie können spüren, ob Sie sich langweilen oder ärgern. Sie können aber NICHT spüren, ob dies Ihr Gegenüber tut.

Melden Sie also zurück, was Sie gesehen und gehört haben und bei sich selbst spüren. Wenn Sie eine Interpretation unbedingt mitliefern wollen, dann machen Sie diese Interpretation als Angebot, Frage oder Vermutung: "Könnte es sein, dass Sie stark nervös waren?"

Verhaltensweisen und Ergebnisse beurteilen

Beurteilen Sie das, was Sie beobachten können. Es geht nicht darum, ob ein Lernender die richtige Einstellung oder einen guten Charakter hat, sondern ob er sich angemessen verhält und richtige Ergebnisse erzielt.

Fehler und Schwächen klar benennen

Fehler sollen klar und angemessen benannt werden, und es sollen Hinweise darauf gegeben werden, wie ein positives Resultat aussehen würde. Besonders effektiv ist hier die Formulierung «noch nicht», denn diese zwingt dazu zu formulieren, wie es sein sollte

Verwandte Beiträge und weiterführende Links

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Lernerfolg überprüfen

Beurteilungsfehler

Kompetenzraster

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Erfolgskontrolle

Erfolgssicherung - Transfer

Lesen Sie auch das Kapitel 7 im Buch Lehren kompakt II, S. 111 ff. (wie Lernbereitschaft entsteht)

150 Verhaltensweisen auf drei Entwicklungsstufen beschrieben finden Sie im Buch Soft Skills fördern.