Womit Jugendliche beschäftigt sind
Jugendliche um 16 sind körperlich zwar erwachsen, aber nicht geistig-seelisch. Sie sind damit beschäftigt, die eigene Entwicklung in Richtung Identität und Persönlichkeit voranzutreiben und sich in der Gemeinschaft mit anderen zurechtzufinden. Die Entwicklungspsychologie spricht von Entwicklungsaufgaben, die die Jugendlichen zu leisten haben.
Ruth Meyer: Lehren kompakt 2, S. 19
Mit dem Eintritt in die (Vor-)Pubertät verlieren Kinder ihre Natürlichkeit und Unbeschwertheit. Sie werden sich ihrer selbst bewusst und stellen alles in Frage: Den eigenen Körper, die eigene Intelligenz, die eigenen Gefühle, die eigenen Werte, die Vorlieben und Abneigungen. Bis dahin war das Kind das, was die Erwachsenen in ihm gesehen und von ihm erwartet haben. Nun wehrt es sich zunehmend gegen diese Definition von außen.
Um ein neues, eigenes Selbst auszubilden, braucht es einen langen Prozess von Auflehnung, Reibung, Suchen und Finden. Auf dieser Suche werden die engsten Bezugspersonen harten Belastungen und Tests ausgesetzt: "Leben diese wirklich die Werte, die sie immer predigen? Sind sie echt? Lieben sie mich, weil ich brav bin, oder lieben sie mich auch, wenn ich so bin, wie ich bin? Wie weit lassen sie mich gehen? Wo ziehen sie Grenzen? Sind sie gerecht?" Ausbilder sind von diesen Tests nicht ausgenommen. In der stetigen Auseinandersetzung bilden die Jugendlichen ihre eigene Identität aus, entwickeln Selbstvertrauen und lernen, sich zu behaupten. Die Jugendlichen brauchen es dringend, dass man sich mit ihnen auseinander setzt und ihre sich formenden Persönlichkeiten ernst nimmt.
Entwicklungsaufgaben
Die folgenden vier Entwicklungsaufgaben stehen bei Jugendlichen, die die Vorpubertät hinter sich haben und mindestens 16 Jahre alt sind, im Vordergrund:
- die Bildung einer eigenen Identität (Selbstvertrauen, Selbstbehauptung)
- den eigenen Körper bewohnen lernen (Ernährung, Schlaf)
- einen individuellen Umgang mit der Sexualität entwickeln
- Selbst- und Sozialkompetenzen weiterentwickeln.
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Jugendliche kompetenzorientiert unterrichten